Freitag, 30. Juni 2017

Grenada, St. George's Bay und Prickly Bay


Nachdem Sturm BRET uns verschont hat, machen wir uns am 22. Juni auf nach Grenada, wo wir in der St. George's Bay den Anker fallen lassen. Wir liegen hier sehr ruhig, die Bucht ist geschützt. Das Foto zeigt die Einfahrt in die innere Bucht, rechts die Port Louis Marina von St. George, links den Kai für Frachtschiffe und ggf.  Kreuzfahrtschiffe, die hierhin ausweichen müssen, wenn mehr als zwei gleichzeitig einlaufen. Mittig im Inneren der Bucht ein weiterer Kai für kleinere Fracht- oder größere Segelschiffe, und dahinter rechts befindet sich der Yacht-Club von Grenada, wo wir immer unser Dinghi festmachen durften
Vom Fort George aus haben wir einen schönen Rundblick über den Hafen und die Stadt.
St. George kann als die schönste Stadt der südlichen Karibik bezeichnet werden. Um die kreisförmige Bucht reihen sich neben den typisch karibischen Häusern solche in englischem Stil renovierte aneinander. Nach dem verheerenden Hurrikan Ivan im Jahr 2004 war die Stadt wie alle anderen Orte auf der Insel und die Landwirtschaft weitestgehend zerstört
St. George's Wasserfront

Wir erwandern die Stadt und müssen recht steile Straßen erklimmen. In dieser finden wir einen kleinen Schneiderladen: Wir benötigen noch ein paar spezielle Nähnadeln für Angelikas Singer-Nähmaschine, hier machen wir einen Versuch. Der Schneider ist unglaublich freundlich und hilfsbereich und bietet uns sofort seine Nadeln kostenlos an. Als wir uns umsehen, sind wir umringt von Singer-Nähmaschinnen. Wir müssen ihm förmlich unser Geld aufdrängen und verlassen sehr dankbar und so positiv beseelt diesen urigen Schneiderladen
Recht prachtvolle Villen werden meist auf Stützen in den Hang gebaut. Die katholische Kathedrale ist die einzige der drei großen Kirchen, die nach Ivan renoviert wurde und wieder benutzt wird. Doch auch ihr fehlt noch ein richtiges Dach
Dieses Gebäude wurde nach dem Hurrikan nicht wieder aufgebaut. Es gibt mehrere solcher Ruinen in der Stadt
Hier laufen alle Drähte ganz offensichtlich zusammen
Farbenfrohe Bootsanleger im Inneren der weiträumigen Bucht

Um genau 10 Minuten vor 17 Uhr war es dann auch bei diesem Kirchturm soweit, Hurrikan Ivan ließ die Uhr stehen bleiben. Zum Glück kam Ivan bei Tageslicht, sonst hätte es weit mehr Opfer gegeben
Im Hintergrund ist das Ankerfeld der Yachten vor St. George zu sehen. Leider ist der Ankergrund steinig und hart. Bei unseren Landausflügen hatten wir sicherheitshalber einen zweiten schweren Anker im Abstand von 20 Meter hinter dem ersten an die Kette geschäkelt. Zum Glück sind die Winde in der Sommerzeit  in der Karibik ja moderat, zwischen 10 und 20 Knoten. Nur wenn ein tropischer Sturm oder Hurrikan kommt, wird es erheblich mehr. Doch in der übrigen Zeit ist das Segeln bei diesen Bedingungen sehr angenehm

Dass diese Flaggen auf Fort George wehen, hat seinen Grund. Die Einwohner sind sich des positiven Einflusses sowohl der Franzosen wie auch der Engländer bewusst. Die Flagge Grenadas gehört zu den schönsten der Karibik. Das Fort ist sehr geschichtsträchtig, mit einem einheimischen Führer sehen wir sogar die unterirdische, ehemals mehrfach gesichtere Gefänginszelle, in der Maurice Bishop, erster Premierminister des selbständig gewordenen Grenadas, von der Armee gefangen gehalten und später exekutiert  wurde. Heute werden die Reste des Forts von der Polizei Grenadas als Hauptquartier genutzt
In der Nähe der Prickly Bay hat ein findiger Engländer eine große Brauerei errichtet. Es gibt täglich wechselnde Ciders aus Früchten der Insel, und auch die Biere sind lecker frisch gebraut und für jeden Geschmack vorrätig. Das Glas Bier oder Cider (ca. 300 ml) kostet 10 EC, also ca 3,90 Euro
Alles pikobello und  sauber
Und ein Liebhaberstück ...
Der Admiral's Cup tritt in seine letzte Phase, die von den Neuseeländern souverän entschieden wird. Steph und Tim, ein US-amerikanisches Seglerpaar, fiebern mit ihren Landsleuten mit, sehen aber ein, dass die Neuseeländer besser sind
Ausflug per Bus zur ersten "organic" Schokoladenfabrik der Karibik. 70 Menschen sind hier beschäftigt, die Kakaobohnen ohne Chemie zu ziehen und in leckerste Schokolade zu verwandeln.  In diesem etwas größeren Wohnhaus arbeiten ca. 10 Personen in der Endphase der Schokoladenherstellung, die von viel Handarbeit geprägt ist. Der nette Herr hier macht mal eben eine Führung mit uns so nebenbei, leider waren wir nicht angemeldet, doch das macht dann auch nix. Wir kaufen diverse Tafeln zum supergünstigen Preis
Hier werden die Bohnen gemahlen und die Schalen vom Kakao getrennt
Natürlich durften wir auch reichlich probieren
Ein Erinnerungsphoto, im Hintergrund auf dem Photo Mott Davis, der Gründer der Fabrik, der leider viel zu früh im vorigen Jahr  mit 50 Jahren verstorben ist
Typische Häuser auf Grenada

Die Farben der Grenadaflagge werden reichlich bei jeder möglichen Ausschmückung verwendet. Die Kreativität macht leider auch vor dem NO-GO Autoreifen nicht halt
Auf dem Rückweg belaufen wir Grand Etang, den Kratersee im Regenwald, der uns aber nicht sonderlich von den Socken holt. Vielleicht liegt es am Wetter, vielleicht daran, dass wir schon so viel gesehen haben? Auch der Regenwald ist dürftig, er hat sich noch nicht vom Hurrikan Ivan erholt
Anfang Juli verlegen wir in die Prickly Bay. Dort ist nicht viel los, die meisten Boote sind verlassen, die Eigener auf Heimaturlaub. Die Bucht bekommt Wellen vom Atlantik, ist somit "rollig", was bedeutet, dass das Schiff wackelt. Dies sollte in einer guten ruhigen Ankerbucht nicht sein ... In der Bar der Marina gibt es gutes WIFI für das Internet und über 6 langen Tischen eine Konstruktion mit unzähligen Steckdosen, die den Seglern ermöglichen, ihre akkuschwachen Laptops nach der erfolgreichen Atlantiküberquerung für eine erste "Hurra, wir sind heil angekommen"-Mail an die bangenden Verwandten daheim zu schicken. Für die meisten Segler ist die Prickly Bay irgendwie im Kleinhirn fest einprogrammiert, dabei sind die folgende Hartmann Bay oder eben die von St. George viel ruhiger, bzw. schöner
Die Hartmann Bay, praktisch "über den Hügel", den wir erklommen haben, neben der Prickly Bay. Ganz links, also tief drinnen ist es schön ruhig. Leider geht uns die Zeit aus, wir müssen weiter nach Tobago und verpassen somit auch den Katamaran GALERIE II, der sich dort für die Hurrikan-Zeit verzogen hat. Aber auf unserem Rückweg werden wir hier sicher einen Stopp einlegen und dann auch Hog Island erkunden

Montag, 19. Juni 2017

Carriacou, und Sturm in der südlichen Karibik

So hatten wir uns das Mitte Juni noch nicht vorgestellt: ab in die Mangroven wegen Sturmwarnung. Hier auf Carriacou, etwas nördlich von Grenada, werden nun langsam alle Schiffe aus der Tyrrel Bay in den tollen seitlichen Mangroven-See verlegt. Wir sind die einzigen Deutschen, sonst nur Amerikaner, Kanadier, ein Franzose; viele sind weg gesegelt ("run" heißt das) in Richtung St. Lucia, Chris Parker, der amerikanische Wetterfrosch für die Segler auf Kurzwelle, sagt, dort sei es safe. Grenada soll überfüllt und rollig sein und vielleicht westliche Winde bekommen, wir haben uns fürs Festbinden entschieden. Jo könnte jetzt auf der Kieler Woche einen Backfisch essen - hier musste er in die Mangroven klettern, wo, oh Schreck, auf einer eine dicke fette grüne Schlange saß, und er ist fest davon überzeugt, dass die Ka hieß ... Wir hoffen, dass das Wind-Ding keinen Namen bekommt, das brauchen wir nicht, uns würden die bisher angesagten 35 kn Wind (60-70 km/h) vollauf genügen!

Hier liegen sie schon dicht an dicht vor einer flachen Enge, durch die diese Schiffe nicht hindurch fahren können
Auch hinter der Enge wird es voller - diese Foto stammt von heute morgen, jetzt sind es noch mehr Boote und Schiffe, und es kommen immer noch weitere herein
Mit der GOPRO-Kamera (wasserdicht) alle 3 Sekunden ein Foto am Drachen hängend gemacht, rechts die Tyrrel-Bay, oben Bildmitte die Einfahrt in den Mangroventeil, der nur bei diesen Starkwindlagen befahren werden darf, Morgen (Dienstag) Abend sind wir wieder draußen, dann ist der tropische Sturm BRET vorbeigezogen